Der dünne Oberlippenbart ist verschwunden, das schwarze
Haar noch länger als früher und dazu eine colorierte runde Brille auf
der Nase: Willy DeVille wird älter, aber nicht weniger exzentrisch.
Statt Whiskey trinkt der 1953 als William Borsay geborene Musiker heute
Red Bull - und das an diesem Abend sogar exzessiv. Sichtlich müde
(Jetlag?), bleibt er fast das ganze Konzert auf seinem Hocker sitzen
und lässt sich die Gitarre von seinem Assistenten auf die Bühne
reichen.
Wenn Willy DeVille nach München kommt, ist ein
ausverkauftes Haus fast sicher und dementsprechend war die Muffathalle
auch gut gefüllt. Das Rezept für sein Gemisch aus Rock und Blues mit
Latin-Einschlag hat sich nicht geändert und so reihten sich die Songs
des neuen Albums "Crow Jane Alley" sehr natürlich unter die alten
Klassiker wie "Spanish Stroll" oder "Demasiado Corazon". Knapp unter
zwei Stunden und etliche Zigaretten später verteilt der exzentrische
Voodoo-Gentleman weiße Rosen an das begeisterte Publikum, das er wie bei
jedem Besuch in München wieder zu nicht endenden Zugabe-Rufen
hingerissen hatte.
Eine echte Überraschung war die Vorgruppe Stytz/Reger,
die nur zu zweit das Kunststück fertigbrachten, das Publikum mit ihren
ungewöhnlichen Klängen zu faszinieren. Mit Blues-, Worldmusic-, Folk-
und Jazz-Einflüssen schufen sie zu Akustikgitarre (Stytz) und diversen
anderen Instrumenten - oft Marke Eigenbau - faszinierende Klangwelten,
mal poetisch-meditativ, dann wieder mitreißend mit viel Groove.
Stimmlich gar nicht so weit weg vom nachfolgenden Willy DeVille
veranlasste Hubert Stytz nicht wenige Zuschauer zu der Frage "Wer ist
das?". Dazu spielte sein musikalischer Partner Günther Reger auf
praktisch allem, was irgendwie Klänge erzeugte - vom Saxofon, über ein
langes Rohr, das wie ein Didgeridoo aussah, aber - wie er uns erklärte
- keines ist, bis zum Gummihammer.
Hubert Stytz ist ein Songwriter und ausgezeichneter
Gitarrist, der auf eine lange Musikerkarriere zurückblicken kann, die
ihn vom Krautrock der frühen Siebziger über Gastspiele mit Jack Bruce
(Cream) auch schon mehrfach ins Vorprogramm von Willy DeVille führte.
Die Zusammenarbeit mit Günther Reger dauert schon 20 Jahre an. Günther
Reger ist ein Künstler mit Leib und Seele: Er lehrt an der
Kunsthochschule und die Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten reicht
von der Malerei, Licht-Installationen und dem Schreiben von Hörstücken
bis zur Musik. Die Deutschlandtour mit Willy Deville ist nur ein
Projekt von vielen für ihn. "Wir nehmen das nicht so ernst", sagt er
und gibt sich dem Starrummel um den Hauptact gegenüber ganz gelassen.
Bilder und Text: © Albrecht Volk
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