Wann sich die Muffathalle in "Muffatwerk" umbenannt hat, ist uns
leider entgangen. Eins steht aber fest: Dermaßen voll haben wir die
Jugendstilhalle selten erlebt. Der Grund: Der neue Liebling der
alternativen Musikszene Adam Green gab München die Ehre. Unterstützt von seiner Begleitband The Gnomes, die sich als
Support-Band ohne Adam Green im Vorprogamm schon mal warmgespielt
hatten - und das konnte sich absolut hören lassen! - zog der New
Yorker mit dem Schlafzimmerblick das Münchner Publikum vom ersten Song
an in seinen Bann. Der schräge Shootingstar, der rein äußerlich
an eine Kreuzung aus Ilja Richter und Jim Morrison erinnert, überzeugt
mit kräftigem, tiefem Gesang, der in einem auffallenden Kontrast zu
seinem Looser-Image steht, mit dem der amerikanische Musiker ständig
kokettiert.
Mit einer Mischung aus Gelassenheit und Größenwahn (mehrmals stimmt
er seine Songzeile "Everybody's talkin' bout Jesus - everybody's
talking bout my penis") trifft Green offenbar einen Nerv im
alternativen Publikum. Irgendwie ist Greens Stil eine faszinierende
Mischung aus Altbekanntem in neuem Kontext. Einerseits zelebriert er
eine Art von verkatertem Pathos, ähnlich wie die britischen
Tindersticks, in deren Vorprogramm er auch schon aufgetreten ist,
andererseits ist da stets dieses ironische Nicht-Ernstnehmen von sich
selbst, seinem Publikum und überhaupt allem. Im Prinzip ist Green ein
Robbie Williams für die alternative Musikszene - er bietet
Identifikationsflächen en masse.
Und dann sind da noch die großartigen Melodien Adam Greens, dessen
drittes Album "Gemstones" in den Charts gerade ganz oben steht, - sie
sind gar nicht schräg oder alternativ - eher schon in der Tradition
großer Crooner der 60er-Jahre, wenn da nicht die Texte wären. George W.
Bush bekommt natürlich sein Fett ab - Green wünscht sich z.B., er
könnte Bush die Hand schütteln und würde dann an einem Auto ersticken
(oder so etwas in der Art - ob wir diese Songzeile ganz richtig
verstanden haben, bezweifeln wir selbst ernsthaft).
Mehrfach klatscht das Publikum Green und The Gnomes zur Zugabe auf
die Bühne zurück. Diese spielen schließlich sogar ein
Velvet-Underground-Cover und rufen damit wieder ihre (musikalische und
geografische) Herkunft ins Gedächtnis zurück. Nach gut zwei Stunden
(Vorprogramm eingeschlossen) endet das gelungene Live-Konzert, das -
MTV, Spex und dem Zündfunk sei Dank - nicht nur wegen seiner
erschwinglichen Eintrittspreise im Gedächtnis bleiben wird. Wir sehen
eine große Karriere voraus!
Text und Bilder: Albrecht Volk
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