Dieser Schuss ging nach hinten los: Da entschlossen sich die
Londoner Stadtplaner schon für eine demokratische Internetwahl, um den
Namen der Brücke zum neu gebauten Wembley-Stadion in London zu
bestimmen und dann gewinnen die Deutschen mit überwältigender Mehrheit
die Wahl.
Mit Betreffs wie "Engländer ärgern" riefen deutsche
User ihre Freunde und Bekannten per E-Mail und in Foren dazu auf, bei der Wahl für
den Namen "Dietmar Hamann Bridge" zu votieren. Als Begründung sollte "In
tribute to the player who scored the last goal in the old stadium", in
etwa "Im Andenken an den Spieler, der das letzte Tor im alten
Wembley-Stadion erzielte", angegeben werden. Das Pikante daran: Das
letzte Spiel fand 2000 zwischen den Nationalmannschaften von England
und Deutschland statt und endete mit einem schmachvollen 0:1-Sieg für
die Deutschen - seit jeher die Erzrivalen der Engländer. Das Siegtor
fiel durch ein Freistoß-Tor aus etwa 25 Metern Entfernung durch den
damaligen Spieler von Bayern München Dietmar Hamann, der heute für den
Liverpool FC spielt.
An zweiter Stelle kam der Vorschlag der schottischen Fußballfans,
die sich für Jim Baxter Bridge entschieden hatten. Baxter hatte
Schottland in den 60er-Jahren zu einigen Siegen über die verhassten
Nachbarn verholfen. Auch dies hätte den englischen Fußballfans die
Zornesröte ins Gesicht getrieben, die sehr stolz auf ihren Ruhm als
Mutterland des Fußballs sind. Beim Fußball geht den Engländern
leider ihr Sinn für Humor verloren.
Die Londoner Stadtentwicklungsagentur LDA will ihrem
missglückten Referendum nun mit einer Auswahl aus fünf vorgegebenen
Namen für die neue Brücke auf die richtige Bahn verhelfen. Die Wähler
können nun für einen der drei altgedienten englischen Fußballlegenden
Sir Alf Ramsey, Sir Geoff Hurst oder Sir Bobby Charlton stimmen. Alle
drei inzwischen geadelten Sportler bzw. Trainer waren an dem umstrittenen 4:2-Sieg
über Deutschland im Finale der Fußball-WM 1966 beteiligt gewesen.
Andere Vorschläge sind The White Horse Bridge (in Gedenken an das
Polizeipferd, das 1923 bei Tumulten im Stadion für Ruhe sorgte) und
Live Aid Bridge, das an das legendäre Benefizkonzert von 1985 erinnern
soll, das im alten Wembley-Stadion stattfand. Gewählt werden kann noch
bis 23. Mai.
Bild: LDA |