Das Konzept der 1957 von van de Loo in München eröffneten Galerie war
deutlich in der Gegenwart verankert: Ein emotionales Informel, die
Gruppe Cobra mit Asger Jorn, Arnulf Rainer, die SPUR-Künstler und viele
andere prägten das innovative Bild dieser »Pilot-Galerie«, ein
Gütesiegel, das ihr 1963 mit einer Ausstellung in Lausanne als einziger
deutschen Galerie verliehen wurde.
Von einer lokalen, konservativen kulturpolitischen Szene bekämpft, aber
auch von linksorientierten Kreisen als »kapitalistischer Händler« mit
Skepsis betrachtet, wurde der Blick auf die künstlerische Qualität der
Galeriearbeit Van de Loos nur zu leicht verstellt. Zwei Ereignisse
waren dafür charakteristisch: Die SPUR-Prozesse und der Eklat mit der
Gruppe der »Internationalen Situationisten«, ein Zusammenschluss
linksorientierter Intellektueller und Künstler. Im Spannungsfeld dieser
extrem unterschiedlich gelagerten Kontroversen lassen sich Anspruch und
Selbstverständnis der Galerie van de Loo wie auch ihre Außenwirkung
präzise fassen. Beide Ereignisse fielen in eine Zeit, in der die
westeuropäische, besonders jedoch die bundesdeutsche Kunstszene noch
weit von jeder Normalität entfernt war. Kunst konnte noch polarisieren
und die Gemüter erhitzen. Die Beschlagnahmung der Zeitschrift SPUR 1961
durch das Sittendezernat der Kripo München, der später in Berlin heiß
diskutierte »Fall Baselitz« und vergleichbare Auseinandersetzungen
kulminierten in dem Vorwurf der Obszönität. Allerdings war die Münchner
Reaktion feindseliger und nachhaltiger in der Wirkung als andernorts.
Die SPUR-Künstler galten hier als »Nestbeschmutzer«, die sich gegen
selbstgefällige Behäbigkeit und Intoleranz zur Wehr setzten. In einer
Zeit, die von Prüderie und doppelter Moral ebenso lebte wie von der
Chimäre unbegrenzten Wachstums, bedeutete jede Verletzung wohl
gehüteter Normen ein schwer zu tolerierendes Sakrileg.
Aus heutiger Sicht erscheint der Wirbel lächerlich, jedoch hatten die
beklemmend engstirnige Argumentation der Staatsanwaltschaft, eine
Haftstrafe der SPUR-Künstler auf Bewährung und Ausstellungsverbote für
die Galerie einschneidende Konsequenzen. Aber auch der Angriff der
links orientierten »Situationisten«, mit denen die Künstler der Galerie
van de Loo kooperierten, schoss am Ziel vorbei: Es ging auch hier nicht
um die Kunst, sondern um eine politische Position. Die Linke witterte
in van de Loo den kapitalistischen Händler, der seine Künstler zu
»Kunstproduzenten« degradiert, während er für die Münchner
Kulturbürokratie umgekehrt in wörtlichen Sinne ein »rotes Tuch«
bedeutete. Nicht das künstlerische Potenzial, sondern die
intellektuelle Linkslastigkeit wurde hier ausschlaggebend, eine
Scheuklappenwahrnehmung, die in erster Linie für Versäumnisse und
Fehlentscheidungen verantwortlich war. Nachdem die einzige Arbeit von
Asger Jorn in staatlichem Besitz in München erst ab 1990 durch Ankäufe
aus diesem Umfeld erweitert werden konnte, waren die Weichen bereits in
eine andere Richtung gestellt: Otto van de Loo entschloss sich 1992,
Teile seiner Sammlung an die Nationalgalerie in Berlin zu geben,
gefolgt von einer weiteren Stiftung 2000 an die Emdener Kunsthalle.
Lässt man diese Sammlungen, aber auch die zahlenmäßig bescheidene,
jedoch aufschlussreiche Münchener Werkgruppe vor dem geistigen Auge
vorbeiziehen, so fasziniert die innere Geschlossenheit. Van de Loos
Künstler verbindet das Ungeformte der Bildsprache, in der sie nach
neuen Orientierungspunkten außerhalb einer in Normen erstarrten
Gesellschaft suchen. Es geht um Kunst als Sprache, ein Gedanke, der für
Otto van de Loo verbindlich war. Hier blieb er kompromisslos,
kämpferisch und Repräsentant jener legendären Pilotgalerie
jenseits des »mainstreams« und ganz auf die unverbrauchte Kraft der
Bilder bauend.
Nach der Ausstellung der Sammlung van de Loo in der Nationalgalerie
Berlin und der Emdener Kunsthalle, die erstmals beide Stiftungen an die
dortigen Häuser vollständig präsentierte, richtet das Münchner Projekt
den Blick darüber hinaus stärker auf die Biografie der Galerie, in der
maßgebliche Auseinandersetzungen dieser Jahre um kulturpolitische und
allgemein künstlerische Fragestellungen zum Ausdruck kommen.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog: »Leidenschaft für die
Kunst – Otto van de Loo und seine Galerie«. 184 Seiten mit
Originaltexten, einer Chronologie, zeitgenössischem Bildmaterial und
einführenden Essays von Carla Schulz-Hoffmann und Nina Schleif. Diese
Dokumentation über einen ungewöhnlichen Galeristen und seine Künstler
macht exemplarisch deutlich, welche Umbrüche sich hier bereits
ankündigten und wie sich das persönliche Engagement eines Händlers im
idealistischen Einsatz für die Ziele der Kunst zeigte.
Pinakothek-Dumont Verlag. Preis: 17,90 Euro
Kuratorin: Carla Schulz-Hoffmann

Asger Jorn: Lockung, 1960 mehr dazu unter www.pinakothek.de
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Das Reimfrei-Sommerfest der LYRIKOASE
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Unter dem Titel Das Reimfrei-Sommerfest steigt im Rahmen der LYRIKOASE am 3. August ein veritables Lyrikfest der gleichnamigen Münchner Lyrikgruppe „Reimfrei“. Unter freiem Himmel im Alten Hof, bei Wein und kleinen Speisen, kann das Publikum sich so Lesen Sie mehr |
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taschenphilharmonie: Mahler & schubert
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Mahler und Schubert – beide vertreten eine spezifisch wienerische Klangsprache.
Ihre musikalische Verbindung über ein Jahrhundert hinweg tritt besonders ohrenfällig zutage bei der Gegenüberstellung der Rückert-Lieder (Fassung für Kammerensemble) und Lesen Sie mehr |
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Begleitung für Menschen mit Behinderung
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Qualifizierung: 6 Tage, 9.30 - 17.00 Uhr mit Praktikum: 5 Einheiten à mind. 5 Stunden. Eine Kooperation: Evangelisches Bildungswerk München e.V.; Offene Behindertenarbeit, evangelisch in München; Bildungswerk des Heilpädagogischen Centrum Augustinum. Lesen Sie mehr |
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Herbst 2009 im Schwere Reiter: Musikbilder zwischen den Zeiten
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(München, 21.8.2009) Das Schwere Reiter hat sich seit Frühjahr 2008 als Veranstaltungsort in München hervorragend etabliert. Neben den Programmender Tanztendenz und des PATHOS transport theater gibt es auch in musikalischer und musik-naher Hinsicht ein vielfältiges Programm für ein neugieriges Publikum. Karl Wallowsky, der auch den Kunstbahnsteig in Giesing verantwortet, stellt die Programmschiene im Bereich Schwere Reiter Musik zusammen. Im Herbst 2009 präsentiert er bekannte Namen und Neuentdeckungen, die eines gemeinsam haben: einen ungewöhnlichen Ansatz,Musik als Genre neu auszuloten. Lesen Sie mehr |
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Hits für Kids & Co – Sternschnuppe live im Deutschen Theater
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Sternschnuppe-CDs sind aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken, kein Wunder, denn die Lieder sind ein Hörvergnügen für Kinder- und Elternohren. Sternschnuppe live zu erleben – darauf dürfen sich nun die Münchner Fans wieder freuen. Denn Margit Sarholz und Werner Meier laden am Sonntag, den 11. Oktober 2009 um 10.30 Uhr zu ihrem Familienkonzert Hits für Kids & Co ins Deutsche Theater ein. Lesen Sie mehr |
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Showdown. Ein Tanzstück
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Doppeltes Spiel: Zwei Choreografen und zwei Komponisten spielen mit der Komponente des Tanzes als Wettkampf. Jeder spielt für sich und doch alle zusammen – aber die Frage ist: Wann wird das Spiel zum (Wett)Kampf? Und: Wer ist raus aus dem Spiel? Lesen Sie mehr |
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Winners & Masters trifft A•DEvantgarde
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26. Juni 2009, 20.00 Uhr
Winners & Masters trifft A•DEvantgarde
Ein Klavierabend mit Mamikon Nakhapetov
Uraufführungen von: Bernhard Weidner, Johannes X. Schachtner
Weitere Werke von: Igor Stravinsky, Claude Debussy, Johannes Brahms, Robert Schu Lesen Sie mehr |
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Dachkatalog - Fotografien von Tobias Söldner
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Als dokumentarisches Langzeitprojekt angelegt, fotografierte Tobias Söldner von einem Fixpunkt aus über mehrere Jahre hinweg die Aussicht aus einer Dachwohnung in München/Neuhausen: Hunderte von Blicken über die Dächer; zu jeder Jahreszeit, zu jeder Lesen Sie mehr |
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Kleines Theater im Pförtnerhaus
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Kindertheater in Bogenhausen- über den Isarauen im Bürgerpark mit Kasperl & Co. Familienprogramm, gemütliches Kasperlcafé und reizvolle Umgebung schaffen ein einmaliges Ambiente. Gute Parkmöglichkeit! Bus Haltestelle vor der Tür. Lesen Sie mehr |
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Beethovens 9. Symphonie
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Beethovens 9. Symphonie mit dem großen Schlußchor ist in Japan die populärste Musik zu Weihnachten und jedes Jahr geht der Wien-Gifu Chor aud Kyoto damit auf Reise. Lesen Sie mehr |
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Gospel mal ganz anders
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Solid Gospel definiert die Gospelmusik in Deutschland völlig neu.
Nicht von ungefähr heißt das erste Album Revelationäœ. Die Projektentwicklung war auch für die sehr erfahrenen Mitglieder der Band eine Offenbarung. Lesen Sie mehr |
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Michael Ende - Magische Welten
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Michael Endes phantastische Welten im Deutschen Theatermuseum. Michael Endes magische Welten, die Anfänge, die Gemälde seines Vaters
Edgar Ende, Michael Endes Erfolg als Erzähler, Jim Knopf, seine
Unendliche Geschichte, Phantasien gegen Fantasy, Momo, sein Leben in
Italien und vieles mehr aus seinem überreichen Künstlerleben sind vom
17. Oktober 2007 bis 27. Januar 2008 sensibel dokumentiert in München
zu sehen. Lesen Sie mehr |
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Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro
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Oktober 2010 „Haus und Garten“ von Alan Ayckbourn, sobald eir genau
wissen wann es im Oktober los geht werden wir Sie hier Informieren. Eintritt freiMünchen, 8. September 2008 – Ab Donnerstag, den 9. Oktober 2008 präsentiert die Theatergruppe LAMPENFIEBER die Premiere der Komödie „Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro“. Der Text der Verwechslungskomödie stammt aus der Feder von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais, in einer Übersetzung von Ludwig Fulda. Lesen Sie mehr |
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