In den riesigen Gebieten Inner- und Ostasiens, deren zentrale
Territorien die Geografie heute Mongolei nennt, vermochten
reitermomadische Gemeinschaften über Jahrtausende hin immer wieder
mächtige Reiche aufzubauen. Das Imperium Dschingis Khans und seiner
Nachfolger stellt den machtpolitischen Höhepunkt innerhalb dieser
langen Tradition nomadischer Staatsgründungen im eurasischen
Steppengürtel dar. Das größte Reich der Geschichte erstreckte sich in
seiner Blütezeit im 13. und 14. Jh. vom Pazifischen Ozean bis
Mitteleuropa und wurde in seiner Entwicklung durch eine Vielzahl von
Völkern und Kulturen nachhaltig geprägt.

Die Mongolen waren nicht nur erfolgreiche Eroberer, sie vermochten es
auch, ihr riesiges Herrschaftsgebiet souverän unter Kontrolle zu
halten. Effektive Verwaltungsstrukturen, die Förderung des Handels, ein
modernes Pass- und Kurierwesen und schließlich eine weitgehende
religiöse und kulturelle Toleranz bildeten das Fundament der
sogenannten Pax Mongolica: Bis ins 16. Jahrhundert hinein blühte der
Austausch zwischen Europa und Asien mit noch nie da gewesener
Intensität. Über Handelswege gelangten nicht nur Waren, sondern auch
Ideen und zivilisatorische Errungenschaften von einem Teil des
Imperiums ins andere.

Die Ausstellung wird das mongolische Reich auf dem Höhepunkt seiner
Macht vorstellen, und zugleich auch die vorangegangenen Traditionen und
Nachwirkungen der Mongolenherrschaft bis in die heutige Zeit
beschreiben.
Seit vier Jahren graben Archäologen der Universität Bonn sowie des
Deutschen Archäologischen Instituts die berühmte Hauptstadt Dschingis
Khans, Karakorum, aus. Französische und türkische Archäologen legen die
mit reichen Funden ausgestatteten Nekropolen der Vorläufer des
Mongolenreiches frei - der Xiongnu (4. Jh. v. Chr. -2. Jh. n. Chr.)
sowie der Türken (6.-8. Jh. n. Chr.). Ein Großteil der
Grabungsergebnisse dieser Kampagnen wird in der Ausstellung erstmalig
präsentiert.
Ein weiterer wichtiger Bereich der Ausstellung widmet sich den
Nachfolgereichen des Dschingis Khan-Imperiums, wie sie bis ins 16.
Jahrhundert in Asien und Europa bestanden haben. Gezeigt werden
einmalige Zeugnisse kultureller Wechselwirkung zwischen den nomadischen
Eroberern und den sesshaften Völkern: die Reiche der Goldenen Horde in
Russland, des Ilkhanats in Persien, die sich beide dem Islam zugewandt
hatten, sowie der Yuan-Dynastie in China haben großartige Kunstwerke
hervorgebracht, die in repräsentativer Auswahl in der Ausstellung
gezeigt werden. Sie stammen aus den bedeutendsten Museen der Mongolei,
aus berühmten Sammlungen Ostasiens und Europas.
Als die Nachfolger Dschingis Khans im mongolischen Kernland vor der
Notwendigkeit standen, ihrer Herrschaft durch die Einführung einer
Hochreligion eine tragfähige ideologische Grundlage zu geben,
entschieden sie sich für den Buddhismus. Der Hof des mongolischen Khans
zeichnete sich durch eine große religiöse Toleranz aus: Neben
Schamanen, nestorianischen Christen und katholischen Missionaren haben
hier vor allem tibetische Buddhisten gewirkt. Die Ausstellung soll die
wechselvolle Geschichte des Buddhismus im mongolischen
Herrschaftsgebiet vom 13. bis zum 20. Jahrhundert nachzeichnen und
durch prägnante künstlerische Zeugnisse belegen.
Schließlich wird das "lange 20. Jahrhundert" des modernen mongolischen
Staates dokumentiert, in dem die Frage nach einer identitätsstiftenden
Rolle und Tradition Dschingis Khans wieder virulent wird.
Die Ausstellung wird ca. 500 Exponate umfassen: u.a. neueste
archäologische Funde, Waffen und Rüstungen, kostbar illuminierte
Manuskripte und historische Karten, Textilien, Keramik und sakrale
Kunstwerke. Ein wissenschaftliches Katalogbuch wird die Präsentation
begleiten. Darüber hinaus wird ein ausstellungsbegleitender Film
gezeigt. Ein internationales wissen-schaftliches Symposium und ein
umfangreiches Rahmenprogramm sind geplant.
Wissenschaftliche Auskunft:
Dr. Claudius Müller
Tel.: +49-89-2101 36-126
claudius.mueller@extern.lrz-muenchen.de
Führungen für Gruppen bis 30 Personen:
Dr. Dorothee Schäfer
Tel.: +49-89-2101 36-137
d.schaefer@extern.lrz-muenchen.de
Führungen für Schulklassen und Kindergärten siehe Führungen
Der Katalog zur Ausstellung ist im Museum bereits erhältlich! mehr.Info dann hier..
Das www.voelkerkundemuseum-muenchen.de
Völkerkunde Museum München
Maximilianstrasse 42
80538 München
Tel.: +49-(0)89- 2101 36-100
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