Tiefflug. Ein Tanzstück von Anna Konjetz. Eine Art Krimi.

Anna Konjetzkys „Tiefflug“ ist angeregt durch das Werk der Künstlerin Ana Mendieta (kubanisch-amerikanische Künstlerin, 1948-1985), deren Installationen und Bilder mit den Themen Erinnerung und Verschwinden arbeiten.

Spuren weiblicher Körper im Sand, Körper, die in die Natur hinein verschwinden. Das Werk der kubanisch-amerikanischen Künstlerin Ana Mendieta (1948-1985), ist voll von Spuren und Erinnerungen an verschwindende und bereits verschwundene Körper. Es ist der weibliche Körper, der sich dem Blick entzieht oder ihm – vielleicht gewaltsam – entzogen wurde.

Mendietas Installationen und Bilder sind die Inspirationsquelle von Anna Konjetzkys Tanzstück „Tiefflug“. „Eine Art Krimi“ nennt die Choreografin ihr Stück und schickt den Zuschauer auf eine Spurensuche; Körper, Geschichten, Personen, Bewegungen – all das scheint auf und entzieht sich dem Betrachter sofort wieder. Assoziationsketten werden geweckt und wieder verschüttet. Immer scheinen die Bilder von dem zu erzählen, was nicht da ist, hinterlassen eine Leerstelle, ein latentes Gefühl von Gefahr und Verunsicherung. Spannung baut sich auf, Bilder scheinen aus der Erinnerung hoch zu drängen. Es entsteht ein abstrakter Krimi. Ein Versuch, Elemente des Krimis aus einer möglichen Geschichte zu filtern und in Tanz umzusetzen. Spannungsfelder im Bühnenraum zu erzeugen, Stille zu erzeugen, in der ein Verbrechen passieren könnte oder vielleicht tänzerisch passiert.

Körperlich und tänzerisch arbeitet Anna Konjetzky in „Tiefflug“ mit der Auflösung des weiblichen Körpers. Die drei Tänzerinnen stellen ihren Körper aus, geben ihre Körper Preis, „verlieren“ den Körper, „zerstören“ ihn und beginnen von neuem. Ein andauernder Kreislauf, dessen einzelne Sequenzen immer mehr und mehr Spuren hinterlassen, bis eine Ansammlung an Erinnerungen entstanden ist, die ein mögliches Geschehen aufdecken könnte. Ein Geschehen, dessen Endpunkt von Anfang an feststeht: „Tiefflug“ ist bestimmt von einer zeitlichen Markierung, einem sehr engen Korsett, das – wie eine rückwärtszählende Uhr – unausweichlich auf einen bestimmten Zeitpunkt hinsteuert.

Diese Unausweichlichkeit wird betont durch eine quasi „filmische“ Behandlung der Szene, die durch die „Nahaufnahme“ der einzelnen theatralen Elemente – Licht, Ton, Tanz – entsteht. Immer wieder dominiert ein anderes Element die Bühne und lässt die anderen dadurch gleichsam verschwinden, so ist der Tanz beispielsweise in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen, aber noch wahrnehmbar im Geräusch der tanzenden Füße. Es sind Momentaufnahmen, Spuren – wie im Fokus einer Kamera bewegt sich „Tiefflug“ auf das Publikum zu – die Blende geht auf, klickt, geht zu…

Choreografie: Anna Konjetzky
Tanz: Marie-Laure Fiaux, Sahra Huby, Viviana Defazio
Licht: Barbara Westernach

Uraufführung: 25. Juni 2009, 20.30 Uhr – i-camp / neues theater münchen
Weitere Vorstellungen: 26. und 27. Juni 2009, 20.30 Uhr
Ort: i-camp / neues theater münchen, Entenbachstr. 37, 81541 München
Tickets: 16.- / 10.- (ermäßigt) | Reservierung: 089/65 00 00

Dieses Projekt wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst und die Kulturstiftung der Stadtsparkasse München.

Mit freundlicher Unterstützung von i-camp/neues theater münchen und Art Bureau München

Artikel von: www.stadtteile-muenchen.de
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